Burnout: 12% der Landwirtinnen und Landwirte sind betroffen

Burnout ist eine stark verbreitete Krankheit in unserer Gesellschaft. Personen in der Landwirtschaft sind häufiger von einem Burnout betroffen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Die Prävention und die frühzeitige Erkennung eines Burnouts sind sehr wichtig, denn je früher eine Erschöpfung eingesehen und angegangen wird, desto grösser sind die Genesungschancen.

12% der Landwirtinnen und Landwirte leiden an einem Erschöpfungszustand, welcher ihre Lebensqualität massiv beeinflusst. Warum ist das so? Lange Arbeitszeiten, Freizeitmangel, finanzielle Belastungen, enge Verflechtung von Familie und Arbeit sind nur einige Faktoren, welche zu einem Burnout führen können. Kommen dann noch eigene fordernde Wertvorstellungen und Ziele dazu, nimmt der Krankheitsverlauf Fahrt auf. Ein Burnout kann mit Unterstützung oder einer angepassten Lebensführung bereits frühzeitig angegangen werden.  

Warum engagiert sich der Maschinenring Graubünden für die Burnoutprävention?

Wenn unsere Mitglieder auf Grund eines Burnouts einen Betriebshelfer oder eine Betriebshelferin benötigen, ist der Erschöpfungszustand meist schon sehr gross und fortgeschritten. Mit der Sensibilisierung für dieses Thema und Hinweisen zu guten Hilfsmitteln wollen wir unseren Beitrag zur Verminderung von Burnout-Erkrankungen in der Landwirtschaft leisten.
 

Die verschiedenen Phasen eines Burnouts

Phase 1: Der Zwang sich zu beweisen
Diese erste Burnout-Phase ist insgesamt von Perfektionismus geprägt. Betroffene wollen sich selbst beweisen, haben erhöhte Erwartungen an sich selbst und Angst dabei zu versagen. Sie übersehen bereits eigene Grenzen und stellen eigene Bedürfnisse hinten an.

Phase 2: Verstärkter Einsatz
Aufbauend auf Phase 1 zeigt sich der Perfektionismus in der Bereitschaft freiwillige und unbezahlte Mehrarbeit zu leisten. Betroffene haben das Gefühl alles alleine und schnell machen zu müssen. Das Abgeben von Aufgaben fällt schwer.

Phase 3: Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
Betroffene empfinden den Zustand der Überarbeitung als normal oder positiv. Sie vernachlässigen zunehmend ihre eigenen Bedürfnisse. Der Lebensstil wird insgesamt ungesünder (Schlafstörungen, Mehrkonsum von Kaffee, Einnahme von Aufputschmittel oder Zigarettenkonsum). Erste Fehler bei der Arbeit schleichen sich ein.

Phase 4: Verdrängung von Konflikten (und Bedürfnissen)
Es können zunehmend Konflikte mit dem Arbeitskollegen/der Arbeitskollegin oder dem Partner/der Partnerin aufknommen, wobei diesen genauso wie ersten körperlichen oder psychosomatischen Symptomen verdrängt werden. Die Fehlleistungen wie das Vergessen von Terminen oder dem Erledigen von zuvor versprochenen Aufgaben häufen sich.

Phase 5: Umdeutung von Werten
Die Wahrnehmung der Betroffenen verändert sich. Sie zeigt sich in verminderter Empathie und der Vernachlässigung von Freunden und Familie. Die volle Aufmerksamkeit ist auf die Arbeit gerichtet und Hobbys werden aufgegeben.

Phase 6: Verleugnung der Probleme
Betroffene haben ein Gefühl der mangelnden Anerkennung. Sie werden zynischer und aggressiver im Umgang. Sie beginnen sich zu isolieren während ihrer Leistungsfähigkeit nachlässt. Körperliche Beschwerden nehmen zu.

Phase 7: Rückzug
Soziale Kontakte wie Freunde und Familie werden als Belastung empfunden. Betroffene fühlen sich Orientierungs- und Hoffnungslos und fokussieren sich stattdessen auf Ersatzbefriedigungen (Essen, Alkohol, Drogen, Spielen, Sex). Da Betroffene keine Kraft mehr haben heißt es auf Arbeit nur noch Dienst nach Vorschrift. Diese Phase zeigt sich zudem in zunehmend psychosomatisch und körperlichen Symptome, wie Gewichtsveränderungen, Herzklopfen oder Bluthochdruck.

Phase 8: Verhaltensänderung
Der soziale Rückzug schreitet voran und Betroffene verfallen in Selbstmitleid und Einsamkeit. Gleichzeitig werden sie gleichgültiger und misstrauisch gegenüber anderen. Zuwendungen werden als Angriff erlebt. Die Arbeit stellt eine große Belastung dar bei der die Betroffenen häufiger Ausflüchte suchen.

Phase 9: Depersonalisation
Betroffene erleben in dieser Phase zunehmen das Gefühl nicht sie selbst zu sein. Sie fühlen sich leer und wie „Maschinen die funktionieren müssen“. Seelische und körperliche Beschwerden treten verstärkt auf und können sich in Magen-Darm-Problemen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen aber auch einer mangelnden Körperhygiene aufzeigen.

Phase 10: Innere Leere
Diese Phase ist gekennzeichnet durch Gefühle von innerer Leere, Mutlosigkeit und Ängsten. Betroffene können Phobien entwickeln und unter Panikattacken leiden.

Phase 11: Depression
Betroffene sind ständig erschöpft, empfinden Selbsthass und Verzweiflung. Dieser Zustand kann mit Suizidgedanken einhergehen.

Phase 12: Völlige Erschöpfung
In der letzten Phase der Burnout Stadien nimmt die geistige, körperliche und emotionale Erschöpfung ein lebensbedrohliches Ausmaß. Suizidalität und Selbstmordgedanken beherrschen den Alltag der Betroffenen. In dieser Phase ist schnelles Handeln erforderlich.

Grafische Darstellung der Burnoutphasen
 

Der Weg aus einer Erschöpfung kann lang sein

Oftmals werden die ersten Anzeichen eines Burnouts von der betroffenen Person zu wenig ernst genommen. Sobald die Bereitschaft für ein aktives Handeln und die damit verbundenen Veränderungen da sind, gibt es zahlreiche Handlungsmöglichkeiten. Das Umfeld der Burnout-Betroffenen spielt dabei eine grosse Rolle. Der Schweizerische Bäuerinnen und Landfrauenverband (SBLV) hat sich intensiv mit dem Thema Burnoutprävention auseinandergesetzt und zahlreiche Hilfsmittel erarbeitet. Auf der SBLV-Website sind zudem zahlreiche Fachpersonen aufgeführt, welche die Landwirtschaft aus eigener Erfahrung sehr gut kennen und ein entsprechendes Verständnis mitbringen. Es lohnt sich, bereits bei ersten Anzeichen Hilfe anzunehmen.

 

Hilfreiche Informationen rund um das Thema Burnout

 

Hilfsangebote und Selbsttest

 

Erfahrungsberichte von Bäuerinnen und Bauern 

Erfahrungsberichte Burnout und Überlastung in der Landwirtschaft - Landfrauen SBLV

Burnout bei Bauern - Die leise Melancholie der Bauernschaft - News - SRF

Neuanfang nach der Depression: Landwirt Christoph kämpft sich zurück I 37 Grad

 

Podcast “Der grosse Knall als Wendepunkt”

 

Fachpersonen

Fachpersonen zu verschiedenen Themenbereichen inklusive Burnouts

 

Bäuerliches Sorgentelefon 

Erstanlaufstelle zur Unterstützung und Beratung bei betrieblichen und privaten Problemen: 041 820 02 15

 

Maschinenring Graubünden

Schnelle Krisenintervention durch die Familien- und Betriebshilfe: 081 925 38 38 oder info[at]mr-gr.ch

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